Wer von euch träumt nicht auch manchmal davon einfach den Job zu künden und ein Abenteuer zu starten? Unter uns gesagt, mir ging es schon oft so und wenn ich dies jedes Mal auch wirklich machen würde, hätte ich sehr schnell ein leeres Bankkonto. Viele haben im Jahr nur 4 Wochen Ferien und ganz ehrlich, wem reichen diese schon aus um die Reiselust genügend zu stillen?
Es gibt aber viele Möglichkeiten, wie du trotzdem zu einer längeren Reisezeit kommst. Vielleicht kannst du Ferien vorbeziehen oder aufs nächste Jahr übernehmen. Ansonsten habe ich auch schon von der Möglichkeit, im alten Jahr die letzten Wochen und im neuen Jahr die ersten Wochen Ferien zu nehmen, profitiert.
So kannst du schnell einmal einen Monat oder mehr unter Palmen geniessen. Auch kann der Bezug von Überzeit (falls vorhanden) Sinn ergeben, oder eine Reduktion des Beschäftigungsgrades einen Gedanken wert sein. Wenn du z.B. nur noch 90% arbeiten würdest, hättest du jedes Jahr ca. 1 Monat mehr Ferien. Ist doch schon etwas?
Unbezahlter Urlaub
Ich hatte in der Vergangenheit das Glück, schon drei Mal in verschiedenen Firmen unbezahlten Urlaub beziehen zu dürfen. Zugegeben so einfach wird es je nach Unternehmung nicht immer sein. Schau aber, dass du eine schriftliche Bestätigung der Dauer, Zeit und evtl. weitere Bestimmungen erhältst. So hast du auch etwas in der Hand für alle Fälle. Grössere Firmen haben je nach dem auch ein Merkblatt, welches wertvolle Informationen enthält über den unbezahlten Urlaub.
Job kündigen
Ob du wirklich deinen Job kündigen sollst, kann und will ich dir nicht abschliessend beantworten. Aber wenn du schon längere Zeit unzufrieden bist mit deiner Arbeitssituation und eine längere Reise ansteht, wieso nicht? So hast du auf jeden Fall den Vorteil, völlig unabhängig zu sein was die Reisedauer und Reisezeit angehen. Vielleicht gefällt es dir irgendwo so gut, dass du einiges länger am Ort bleiben möchtest, dann hast du keinen Stress und keine Verpflichtung zurückzukehren. So mancher Trip über mehrere Jahre hat schon so begonnen. Mal ein halbes Jahr als Surflehrer arbeiten, oder in Australien auf einer Farm mithelfen? Kein Problem du kannst machen was dir gefällt ist das nicht schön?
Bedenke aber, dass du nach der Rückkehr als erstes eine neue Stelle suchen musst. Es kann ziemlich demotivierend sein, wenn du nach deiner Reise die ersten Wochen zu Hause einfach rumsitzen und Bewerbungen schreiben musst.
Falls du vor deiner Abreise schon einen neuen Job in Aussicht hast, plane wenn möglich deinen Start im neuen Unternehmen so, dass du genügend Zeit für deine geplante Reise hast.
Tipp: Suche möglichst früh das Gespräch mit deinem Arbeitgeber. Aus meiner Erfahrung kann ich dir sagen, wenn du nicht stur auf deinen Bedingungen (Reisedauer/ Reisezeit usw.) beharrst, findet ihr gemeinsam eine für euch passende Lösung, mit der beide Seiten gut leben können.
Vor- und Nachteile
Hier die Vor- und Nachteile der einzelnen Möglichkeiten auf einen Blick:
Ferien
Vorteile
- man bekommt Lohn
- man hat einen Job, wenn man zurückkommt
- wenig administrativer Aufwand
Nachteile
- Reisedauer begrenzt
- Ferien können nicht zu jeder Jahreszeit genommen werden (je nach Firma / Job)
Unbezahlter Urlaub
Vorteile
- man hat einen Job, wenn man zurückkommt
- Arbeitsvertrag läuft weiter
Nachteile
- evtl. Saisonabhängig
- Reisedauer vorbestimmt
- evtl. verpasste Lohnerhöhung
- 13. Monatslohn oder Bonus wird meistens entsprechend gekürzt
- Wohnung muss ev. aufgegeben werden (siehe In 10 Schritten zu deiner Weltreise – Wohnung untervermieten oder kündigen)
Job kündigen
Vorteile
- Spontane Reisedauer und -zeit
- man ist und fühlt sich frei
Nachteile
- Job suchen von unterwegs oder wenn man zurück ist
- Psychische Belastung einen neuen Job finden zu müssen
- Wohnung muss eventuell aufgegeben werden (siehe In 10 Schritten zu deiner Weltreise – Wohnung untervermieten oder kündigen)
AHV
Dies ist im Prinzip auch eine Versicherung, für mich gehört es aber mit der Pensionskasse zusammen und ist darum hier platziert.
Ich bin leider kein Experte in diesem Thema und werde es vermutlich auch niemals sein. Wichtig zu wissen ist, dass jeder die Beiträge der Alters- und Hinterlassenenversicherung (AHV) bezahlen muss, egal ob er arbeitet oder nicht. Ab 1. Januar nach Vollendung des 20. Altersjahr bis zur ordentlichen Pensionierung. (wird aber schon ab dem Folgejahr nach dem 17. Geburtstag direkt vom Lohn abgezogen)
Lücken dieser Beiträge können zu einer Kürzung deiner AHV- Rente führen. Diese kannst du bis zu fünf Jahre danach wieder nachzahlen, ohne dass du einen Verlust im Alter hinnehmen musst. Der jährliche Mindestbetrag, den du dabei einzahlen musst, beträgt neu 503 Franken. (ab 2021)
Diesen hast du aber je nach Höhe deines Einkommens in ca. 3 Monaten schon abbezahlt. Also könntest du so jedes Jahr 9 Monate in die Ferne und musst danach kein Loch in deiner Versicherung stopfen.
Am besten informierst du dich aber direkt bei der AHV über deine Leistungen und fragst nach, ob dir eine Nachzahlung empfohlen wird. Alternativ kannst du hier deinen Gesamtauszug auch online bestellen (www.ahv-iv.ch externer Link).
Weitere Informationen zu deinen Fragen über die AHV findest du auf der Webseite des Bundesamts für Sozialversicherungen BSV auf der Seite «Alters- und Hinterlassenenversicherung AHV» (externer Link).
Pensionskasse
Ich verstehe gut, du bist oder fühlst dich noch jung und möchtest keinen Gedanken an die Pension und deine Rente verschwenden. Allerdings empfehle ich dir, wenn du eine längere Reise mit Auszeit im Job planst, dich auch über die Pensionskasse zu informieren.
Die Pensionskasse lässt sich unterteilen in zwei unterschiedliche Beiträge. Zum einen den Risikobeitrag, der Schutz bei Tod (Hinterbliebenen) oder Invalidität für deine Rente bietet. Zum anderen den Sparbeitrag (ab 25. Lebensjahr), welchen man einbezahlt und dann nach dem Ruhestand wieder zurückerhält. (zusätzlich zur AHV- Rente)
Für den Risikobeitrag gilt eine Nachdeckung von einem Monat. Das heisst, du bist während des ersten Monats (im unbezahlten Urlaub oder nach Kündigung) auf die Risiken Tod und Invalidität beitragsfrei weiterversichert. Ab dem 2. Monat werden dann die Beiträge in Rechnung gestellt.
Beim Sparbeitrag hast du die Wahl, ob du diese während der Dauer deiner Reise weiterbezahlen möchtest oder aussetzen willst. Du hast dann natürlich entsprechend weniger Kapital für deinen wohlverdienten Ruhestand. Zu beachten gilt: Die Sparbeträge wie auch die Risikobeiträge müssen während der Reise vollumfänglich von dir übernommen werden. Je nach Firma kann das mindestens doppelt so viel oder sogar noch mehr sein, als bei dir auf dem Lohnausweis abgezogen wird. Wenn du deinen Job gekündet hast, wird dich die Pensionskasse nach deinem neuen Job / neuer Pensionskasse fragen. Wenn du diesen noch nicht kennst, musst du eine Alternative vorlegen. Welche das sein könnten findest du auf der Webseite des Beobachters (externer Link).
Du kannst bei der Pensionskasse anders als bei der AHV ohne Zeitbegrenzung die Spareinlage nachbezahlen sobald du wieder genügend finanzielle Mittel hast. Details findest du dazu auch auf deinem Leistungsausweis von deiner Kasse. Diese Einlage kann auch in deiner Steuererklärung angegeben und abgezogen werden. Deshalb empfiehlt sich auch hier (wie auch bei der 3. Säule) einen geeigneten Zeitpunkt auszuwählen.
Am besten informierst du dich bei deinem Arbeitgeber oder direkt bei der Pensionskasse über die Einzelheiten für deinen individuellen Fall.
Weitere Informationen zu deinen Fragen über die Pensionskasse findest du auf der Webseite des Bundesamts für Sozialversicherungen BSV auf der Seite «Sinn und Zweck der beruflichen Vorsorge» (externer Link).
3. Säule
Wenn wir schon bei der Altersvorsoge sind, gehört auch die 3. Säule mit dazu. Dies ist ein freiwilliger Beitrag (Stand 2020 maximal 6768 Franken pro Jahr für Angestellte die einer Pensionskasse angehören), welchen man auf ein entsprechendes Konto bei einer Bank oder Versicherung einzahlen kann. Dieses Geld kann aber nur unter gewissen Voraussetzungen (wie z.B. Wohneigentum oder Wegzug aus der Schweiz) vor deiner Pension bezogen werden. Daher mein Tipp: zahle nur ein, wenn du auf dieses Geld in naher Zukunft (z.B. für deine Reise) nicht angewiesen bist.
Ein weiterer Tipp ist auch das Timing. Da du diesen Betrag bei den Steuern abziehen kannst, empfiehlt sich eine Einzahlung nur wenn auch ein Vorteil in deiner Steuerrechnung daraus entsteht. Vielleicht hast du z.B. vor deiner Reise das ganze Jahr 100 Prozent gearbeitet und sogar noch viele Überstunden ausbezahlt bekommen. Wieso dann nicht einen Teil für deine Rente investieren?
Weitere Informationen zu deinen Fragen über die 3. Säule findest du auf Webseite des Bundesamts für Sozialversicherungen BSV auf der Seite «Gebundene Selbstvorsorge (Säule 3a)» (externer Link).