(Corona-) Ferien an der Biskaya

Wieder einmal standen unsere Ferien vor der Tür. Dieses Jahr wählten wir dafür speziell den Juni um noch vor dem grossen Sommeransturm unterwegs zu sein.
Auch aufgrund der immer noch anhaltenden Epidemie mussten wir unser Reiseziel sorgfältig auswählen und uns vor der Abreise besser informieren als uns lieb war.
Also starteten wir mit einem negativen PCR – Covid Testergebnis im Gepäck mit unserem Zuhause auf vier Rädern in Richtung Nordspanien.
Nach einer Nacht Wildcamping mitten in Frankreich (da dort noch Ausgangssperre war) überquerten wir am nächsten Tag gut gelaunt die Grenze zum nördlichen Teil von Spanien. Einige Kilometer weiter erwarteten uns bereits in Zarautz surfbare Wellen und zwei Überraschungen. Nummer eins, in Spanien war zu diesem Zeitpunkt überall Maskenplicht, also auch draussen. Und Nummer zwei, die Campingplätze hatten zum Teil noch geschlossen, da die Saison erst Ende Juni beginnen sollte. Das ist dann eben der Nachteil, wenn man in der Zwischensaison reist. Wir stellten unseren Van auf den Grand Camping Zarautz, welcher trotzdem sehr gut besucht war. Dieser war etwas ausserhalb der Stadt sowie ein Stück vom Strand, dafür umso schöner gelegen mit einer herrlichen Aussicht auf Meer und Strand.
Endlich wieder im Wasser und in den Wellen, was für ein Gefühl. Nach der Anschaffung eines überteuerten Surfbretts ging es dann schliesslich nach einigen Tagen weiter Richtung Westen. Die Küstenstrasse ist auf diesem Abschnitt jedenfalls lohnenswert und es gibt immer wieder einiges zu entdecken und zu sehen.

Tipp: Die Küstenstrasse Richtung Westen befahren. So hast du (oder vor allem dein Beifahrer) die Bessere Aussicht auf die Küste und du kannst einfacher in den Aussichtsbuchten herausfahren und anhalten.

In Lekeitio gibt es einen gemütlichen Badestrand mit einer (kleinen) Welle (eher für Longboards geeignet), welche wir uns natürlich nicht nehmen liessen. Auch der obligatorische Besuch der Isla de San Nicolas, die bei Low Tide besucht werden kann, stand auf unserem Programm.

Playa Karraspio
Playa Karraspio mit Isla de San Nicolas

Mit hohem Tempo auf der Autobahn (welche in diesem Abschnitt mautfrei ist) ging es vorbei an den Metropolen Bilbao und Santander aber auch an unzähligen weiteren schönen Sandstränden. So verliessen wir auch wieder die Region des Baskenlandes und fanden uns in Kantabrien wieder. Das Überschreiten der Grenze von einer Region zur anderen ist deutlich spürbar, sind die Einwohner doch sehr patriotisch bezüglich ihrer Region und halten an ihren Traditionen und Gewohnheiten fest. Auch das Essen oder Trinken verändert sich stetig, so dass immer wieder neue Köstlichkeiten entdeckt werden können.
Wir liessen uns dann in San Vicente de la Barquera nieder, wo wir schlussendlich eine ganze Woche bleiben sollten. Mit dem Campingplatz gleich neben dem Surfstrand Playa Merón hatten wir den idealen Ausgangspunkt gefunden. Das Dörfchen unweit davon lässt sich gut erkunden und die kleine aber feine Altstadt ist auch empfehlenswert. Viele Restaurants laden zum Ausprobieren der lokalen Spezialitäten ein.
So kehrte schnell ein Alltag ein, der jeden Tag in gewohnter Reihenfolge verstreichen liess. Morgens nach dem Aufstehen kurz Wellen begutachten, zurück für Kaffee und Frühstück, anschliessend in den nassen Neopren zwängen (Wassertemperatur ca. 16°), um möglichst viele Wellen abzureiten. Nach einer Mittagspause mit Snacks und einer Ruhephase nochmals zurück in den kalten Atlantik und den Abend bei Bier und selbstgekochtem Essen ausklingen lassen.

Speziell an diesem Spot war für uns der Blick vom Surfbrett im Meer auf die noch schneebedeckten Berge der Picos de Europa im Hinterland Nordspaniens. Leider wurde uns diese Aussicht nicht selten vom Nebel und den Wolken, welche sich an dieser Küstenlinie typischerweise häufig stauen, verdeckt. So war aber die Wahl für das nächste Ziel unserer Reise schnell gefunden. Wir wollten in die Berge.
Nachdem die eindrückliche Basílica de Santa María in Covadonga mit seiner nahegelegenen Höhlenkapelle besichtigt wurde, war für uns als Schweizer klar, dass nun eine Wanderung im Nationalpark folgen würde.

Playa Merón
Perfekte Surfbedingungen am Playa Merón, Playa de Gerra (Rechts hinten)
Basílica de Santa María
Basílica de Santa María la Real de Covadonga

Wer am morgen früh aus seinem Bett steigt, erhält die Chance mit dem eigenen Auto zu den Covadonga Seen hinaufzufahren (ansonsten fahren viele Busse für Langschläfer). Wir sind zwar definitiv keine Frühaufsteher, aber diese Chance liessen wir uns nicht nehmen. Nach einem Kaffee und Butterbrot auf dem Parkplatz konnte also die Wanderung starten. Die klassische Seenwanderung ist eine Rundtour an beiden Seen vorbei mit Blick auf die höhergelegenen Berge im Hintergrund. Das Wetter zeigte sich von der Besten Seite und je weiter man sich vom Parkplatz und der Bushaltestelle entfernte, desto weniger Leute traf man. Auch hier zeigt sich der Massentourismus welcher nur einen kurzen Stopp und ein Erinnerungsfoto vorsehen, bevor es schon wieder weiter geht.

Hochebene
Blick auf eine Hochebene und in den Wolken versteckt das Meer
Panorama
Panorama bei schönstem Wetter

An der ganzen Nordküste können immer wieder alte Minen oder Teile der Transportversorgung begutachtet werden. Anfang des 19. Jahrhunderts wurden diese Abbaugebiete rege genutzt. Hier in den Picos wurde zwischen 1844 und 1979 Eisen und Mangan abgebaut. Nicht zuletzt auch wegen des Nationalparkts musste die Mine dann schlussendlich schliessen. Trotzdem lassen sich die Spuren dieser Zeit auch hier noch finden und erleben.

Mine Burrefera
Mine von Burrefera in den Picos de Europa

Über kurvenreiche Strassen durch Schluchten und Pässe erreichten wir das Dorf Riaño. Immer wieder wurden wir gezwungen unser Büssli am Strassenrand anzuhalten und das atemberaubende Panorama zu geniessen.

Reisemobil
Auch unser Reisemobil brauch mal eine Pause mit Aussicht

Das Dorf Riaño hat eine spezielle Geschichte vorzuweisen. 1987 wurde ein Stausee als Energie- und Wasserspeicher fertiggestellt welcher die Region und unter anderem auch das alte Dorf in seinen Wassermassen verschwinden liess. Deshalb bauten die Spanier das Dorf am Rande des Sees nach und nach neu auf. Nur die Kirche und ein traditioneller Getreidespeicher wurden vor den Fluten gerettet und nochmals aufgebaut. Diese Sehenswürdigkeiten werden heute von sehr vielen Touristen besucht, welche das Dorf in dieser einzigartigen Umgebung besichtigen.

Riaño
Riaño in seiner einzigartigen Umgebung

Nach weiteren langen 370 Strassenkilometer haben wir den westlichsten Punkt unserer Reise erreicht. Am Praia de San Xurxo nahe Ferrol in der Region Galizien wurde wieder der Neoprenanzug angezogen und das Surfbrett neu gewachst. Die Wassertemperatur war inzwischen auf etwa 14° gesunken und es wurde sogar in einem dickeren Neopren nach einiger Zeit ungemütlich. Auch war der Spot eher für Longboards geeignet, für welche wir aber nicht auch noch Platz finden konnten im Fahrzeug. So wurde schnell wieder zusammengepackt und an der nördlichen Küste entlang gings zurück nach San Vincente wo wir ja schon einmal waren.

Nach weiteren Tagen, an welchen wir aber den Wetter- und Wellengott nicht auf unserer Seite hatten, mussten wir langsam an unseren Rückweg denken. Auch zeigten sich die Spuren des Surfens an unseren Körper doch sehr. Das ständige Paddeln hatte uns den einen oder anderen Muskelkater beschert. So kam die Abwechslung einer Stadtbesichtigung von San Sebastian gelegen. Auch ein Vorteil von Donostia (wie die Stadt in Baskisch genannt wird) ist, dass sie nahe der Grenze zu Frankreich gelegen ist.
Hier mussten wir, um legal nach Frankreich einreisen zu dürfen, einen Corona Antigen Test durchführen. Es war nicht einfach eine Klinik zu finden welche uns spontan noch testete. Normalerweise sollte man sich vorher anmelden, vor allem weil auch die Ferienzeit vor der Tür stand und wir natürlich nicht die einzigen waren, welche einen solchen Test benötigten. Trotzdem gelang es uns, diesen durchzuführen. Glücklicherweise war er negativ.
Anschliessend ging es zur Stadtbesichtigung, welche infolge eines Gewittersturms kurzzeitig unterbrochen werden musste. Als dann der Rundgang doch noch abgeschlossen werden konnte gabs zur Belohnung feine Tapas in einer Bar im Stadtzentrum. So verabschiedeten wir uns von (Nord-) Spanien.

Playa Torimbia
Playa Torimbia in Asturien
Blick auf San Sebastian
Blick auf San Sebastian / Donostia
Tapas
spezielle aber feine Tapas

Nach der Grenze machten wir uns auf, zu unserem letzten Stopp, dieses Mal in Frankreich und vor der langen Heimfahrt zurück in die Schweiz.
In Biscarrosse Plage stellten wir uns auf einen riesigen Camping Platz nahe dem Atlantik. Und noch einmal hiess es Brett unter den Arm und ab zum Strand. Die Wellen waren aber ziemlich wild und es herrschte eine starke Seitwärtsströmung.
Da wir für die Einreise in die Schweiz schon wieder einen negativen Test benötigten, machten wir uns wohl oder übel nochmals auf, um ein Testcenter zu suchen. Nach einer Irrfahrt durch den Ort Arcachon wurden wir schlussendlich fündig. Das Gute für uns war, dass alle Tests in Frankreich kostenlos sind. Trotzdem gibt es angenehmere Sachen die man im Urlaub tun kann. Zum Glück war aber auch dieses Resultat kein Hindernis für unsere bevorstehende Heimreise. Doch zuvor kämpften wir uns mit allen anderen Touristen auf die riesige Dune du Pilat. Diese grösste Wanderdüne in Europa ist bis zu 110m hoch, 500m breit und 2.7 Kilometer lang. Sie wandert mit bis zu 5 Meter pro Jahr landeinwärts. Ausserdem ist sie die zweitmeist besuchte Sehenswürdigkeit in ganz Frankreich, unübersehbar an den vielen Tourbussen und Autos auf dem Parkplatz. Da kann es trotz ihrer Grösse an manchen Stellen eng werden.
Noch ein letzter romantischer Sonnenuntergang an der Biskaya und schon waren unsere 4 Wochen Ferien wieder einmal verflogen. Es folgten viele Autobahnstunden zwischen vielen Mautstellen, die unser Ferienbudget zum Schluss vollends aufbrauchten. Traurig über das Ende unserer Ferien, jedoch mit vielen neuen Erlebnissen und Eindrücken erreichten wir unsere Heimat. Aber wie heisst es so schön? Nach den Ferien ist vor den Ferien…

Dune du Pilat
Grosser Sandhaufen, Dune du Pilat